Mittwoch, 6. Juli 2016
nicht.
Ich bin kein armes kleines Mädchen, das es schwer hat im Leben.

Ich bin nicht die, die furchtbar schlimm misshandelt wurde und davon traumatisiert ist.

Ich bin keine, der nie jemand zu Hilfe kam.

Ich bin nicht immer still und ruhig gewesen und habe vor mich hin gelitten.

Ich bin keine unschuldige Prinzessin mit einer Schattenseite.

Ich bin nicht eine, die Hilfe angenommen hat und der es dann besser ging und deren Leben wieder gut wurde.

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Ich bin die, die sich die Arme aufgeschlitzt hat, um die Aufmerksamkeit der Mutter zu erregen.

Ich bin die, die auch nach einem Klinikaufenthalt nichts auf die Reihe bekommen hat.

Ich bin die, die nach 15 Jahren Depression weder den Mut dazu hatte, eine langfristige Therapie durchzuziehen, noch endlich schluss zu machen.

Ich bin die, die jammert und rumheult und nicht den Arsch in der Hose hat, um wirklich etwas zu ändern.

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Ich bin nicht die arme Kleine, der keiner hilft und deren Freunde es nicht versuchen.

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Ich bin die, deren Freunde sich den Arsch aufreißen und nichts dafür zurück bekommen. Keine Verbesserung sehen. Keinen Dank bekommen.

Ich bin die, die es nicht anders verdient hat.

Ich habe es nicht verdient, anders werden zu können. Glücklich werden zu können. Es steht mir nicht zu.

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Jahrelang eiere ich herum, schaffe nichts halbes und nichts ganzes, kann keine Hilfe umsetzen und bin einfach nur da.
Ohne Nutzen.
Ohne Ziel.

Ich habe mein Recht darauf, gut zu sein, verloren, als ich es nach zehn Jahren immer noch nicht hinbekommen habe, darum zu kämpfen.

Warum überhaupt noch Menschen an mir hängen, verstehe ich nicht.

Ich bin widerlich.

Es ist nichts cooles oder charakterstarkes daran, so zu sein wie ich. Nichts starkes und nichts wertvolles.

Ich bin ekelhaft.
Nicht nur körperlich, sondern vor allem innen drin. Der Körper passt sich nur an.

Ich tue anderen weh. Ich mache sie fertig. Ich verletze sie. Immer wieder. Ich höre nicht damit auf, über Jahre hinweg.

Ich wünschte, sie würden einfach aufhören, mich zu mögen.

Ich stecke sie an.
Ich stecke sie an mit all dem, mit dem klebrigen, schwarzen Zeug in mir drin. Jetzt klebt es auch an ihnen, diesen wunderschönen Menschen. Ich habe das gemacht.

Wenn sie mich nicht mögen würden, könnte ich einfach gehen, umziehen, in eine andere Stadt oder so. Weg aus ihren Leben.

Ich würde ihnen nicht mehr wehtun.

Ich bin verachtungswürdig. Das ist das einzige, dessen ich in irgendeiner Form würdig bin: der Verachtung.

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Warum war meine Mutter nur zu blöd, um richtig zu verhüten.